Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen Zur Unternavigation springen

Aktuelles

Nestelbach b. Graz: Grab der ungarisch-jüdischen Mordopfer neu gestaltet

  • Erstellt von Kurator Wolfgang Wildberger

Eine Initiative des ortsansässigen Universitätsprofessors an der Theologischen Fakultät der Universität Graz Dr. Christian Wessely hatte letztlich Erfolg. Ein am Ortsfriedhof befindliches Gemeinschaftsgrab, in dem dreizehn im April 1945 ermordete ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter, eingesetzt zum Ausbau der Graz-Schutzstellung, zur letzten Ruhe gebettet worden waren, wurde nun mit einer Steintafel versehen, auf der die Namen der Opfer, die eruiert werden konnten, verzeichnet sind. Im Rahmen der katholischen Gräbersegnung am 1. November wurde die zahlreich erschienene Bevölkerung über die Hintergründe in Kenntnis gesetzt und ein Gebet aus dem jüdischen Talmud von Andreas Binder auf Deutsch verlesen. Dem Schwarzen Kreuz wurde für die Anfertigung der Gedenktafel gedankt.

Was damals geschah, schildert Eleonore Lappin in ihrem Buch „Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ Mauthausen (1944/45)“: "Anfang April 1945, kurz nach Ostern, wurden etwa 20 bis 25 Angehörige der SS-Divisionen „Wiking“ und „Norge“ in Nestelbach einquartiert. Vor ihrer Ankunft waren dort bereits ein Bataillon des Volkssturms sowie etwa hundert ungarische Juden, die vom Lager Schachendorf an der österreichisch-ungarischen Grenze zurückverlegt worden waren, zusammen mit russischen Kriegsgefangenen und Angehörigen des Volkssturms zum Stellungsbau eingesetzt. Die Bewachung der jüdischen Arbeiter sowie deren Verpflegung oblag dem Volkssturm. Die Juden waren nach ihrem Leidensweg bereits völlig entkräftet, einige nicht mehr arbeitsfähig. Sowohl der Volkssturm-Bataillonsführer, Oskar Reitter, als auch der für den Stellungsbau zuständige Verpflegsmeister, Johann Grobbauer, äußerten die Ansicht, dass Nichtarbeitsfähige kein Essen bekommen und am besten ermordet werden sollten. Schließlich befahl Reitter dem Volkssturm-Zugsführer, Jakob Rappold, die kranken Juden den in Nestelbach stationierten SS-Männern zu übergeben. Bei mehreren Erschießungen fanden 18 Menschen – in der Mehrzahl ungarische Juden aber auch russische Zwangsarbeiter – den Tod."

 

 

 

web-1-Grab-Kriegsopfer-1945.jpg
Die ursprüngliche, schlichte Grabsteinbeschriftung
web-2-die-neue-Gedenktafel-in-Nestelbach.jpg
Die vom ÖSK angefertigte und von der Gemeinde montierte neue Gedenktafel
3-Dweb-iakon-Prof.-Wessely-und-Chronist-A.Binder.jpg
Diakon Theologieprofessor Christian Wessely (li.) und Chronist Andreas Binder bei der Gedenkzeremonie