Die routinemäßigen Abfragen bei den üblichen Quellen ergaben zunächst nichts. Wildberger wollte sich aber damit nicht zufriedengeben. Nach geraumer Zeit, im Wissen, dass es immer wieder zu Schreibfehlern gekommen war, wurde eine neuerliche Abfrage gestartet in der Annahme, dass vielleicht der Familienname Joham zum Vornamen Johann und somit der Vorname Rochus zum Familiennamen gemacht wurde. Ergebnis: zwei Treffer in den Verlustlisten des Ersten Weltkriegs. Der eine war ein Angehöriger des siebenbürgischen Infanterieregiment Nr.31. Er stammte aus dem Bezirk Nagy Küküllö, deutsch Großkokel, heute Târnava Mare in Rumänien. In der Liste war er allerdings nur als verwundet geführt; aber das hätte später auch zum Tod führen können.
Beim anderen Johann Rochus stimmten Geburtsjahr, Todestag, Waffengattung und vor allem der Heimatort Pack überein. Weitere Recherchen ergaben, dass sich das Grab eines Johann Rochus am Soldatenfriedhof Meran, Südtirol befindet. Ist es das gesuchte? Rochus war Landsturm-Kanonier beim k.u.k. schweren Feldkanonenregiment Nr.6. Dieses Regiment war zum fraglichen Zeitpunkt im Einsatzraum des Grazer III.Korps (seit den Kämpfen in Galizien 1914 das „Eiserne Korps“ genannt) in der Schlacht um den Monte Ortigara eingesetzt und unterstützte die 6.Infanterietruppendivision. Feldkurat Urban schrieb, dass er ihn am 20.Juni auf einem Friedhof neben den anderen Gefallenen begraben wird. Nachdem bekannt ist, dass zur Zeit Mussolinis fast alle diese Frontfriedhöfe aufgelassen wurden, ergab sich die Frage, wohin wurde Joham umgebettet. Der mit den Kämpfen in Südtirol bestens vertraute Franz Triches aus München vermutete eine Umbettung nach Pergine, früher Fersen im Suganatal. Eine Anfrage seinerseits an die Betreuerin des Friedhofs in Pergine, Frau Campestrin, ergab sehr schnell, „dass der Gefallene Rochus Joham damals in Pergine im Grab 843 beigesetzt war, aber 1941 auf den deutschen Soldatenfriedhof Meran in das Grab Nr.1095 umgebettet wurde.“
Mit diesem Wissen fuhren zwei der drei Großneffen mit ihren Frauen und mit Kurator Wildberger am 23.Oktober nach Meran. Mit Ergriffenheit wurde am Grab des Großonkels in Anwesenheit des Friedhofbetreuers vom Schwarzen Kreuz Südtirol, Herbert Tschimben, zunächst durch Sigrid Joham der Brief von Feldkurat Urban verlesen, danach von ihrem Gatten Kurt die Geschichte bis zur Auffindung des Grabes vorgetragen. Es folgte ein Vaterunser und in weiterer Folge wurde mitgebrachte Heimaterde aufgestreut, ein Gesteck deponiert, eine Kerze entzündet und eine Metalltafel befestigt. Dazu erfolgte das Lied vom Guten Kameraden. Herbert Tschimben schilderte dann die Geschichte des Friedhofs und die heutige, oft nicht einfache Situation, bevor die Zeremonie mit dem Abspielen der alten Kaiserhymne beendet wurde.
Durch diese letztlich erfolgreiche Vermisstensuche konnte das Schwarze Kreuz die Familie Joham glücklich machen, die sich auch nicht oft genug dafür bedankte.