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Aktuelles

Gedenken an die Kriegsopfer zu Allerheiligen

  • Erstellt von Oberst i. R. Alexander Barthou, GS

Allerheiligen steht vor der Tür. Eine stille Zeit im Jahr, in der wir unserer verstorbenen Angehörigen gedenken und in den Friedhöfen Zeichen setzen. Das gilt im besonderen Maße auch für jene Verstorbenen, die als militärische und zivile Kriegsopfer hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Die Erhaltung der Kriegsgräber dient nicht dazu, die Vergangenheit und das Gestrige herauf zu beschwören, sondern um die Opfer von damals eine Mahnung in der Gegenwart sprechen zu lassen.
Das ÖSK sieht es daher als primäre Aufgabe, insbesondere die heutige Jugend in die Pflege dieser Gräber einzubinden, um die Namen der unzähligen Opfer nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die Projektarbeit zum Thema „Opfergedenken noch zeitgemäß?“ von der Schülerin Sophie Gräf aus dem BRG Klosterneuburg hat das Empfinden der Jugend-Generation eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht:

„Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte diese Rede mit einer Geschichte beginnen: Diese Geschichte handelt von meinem Ur-Opa. Er war Soldat im 2. Weltkrieg und seine Aufgabe war es eine Munitionsfabrik zu bewachen. Hätte er seinen Posten verlassen, wäre er mit dem Tod bestraft worden. Aber aufgrund einer akuten Magen-Darm-Erkrankung musste er sich unbedingt erleichtern. Nach langen Überlegungen rannte er hinter den nächstgelegenen Baum. In dem Moment schlug eine Bombe in die Fabrik ein. Es gab eine Riesenexplosion, die die gesamte Fabrik zerstörte. Alle Personen in und außerhalb der Fabrik verloren ihr Leben.  Mein Ur-Opa war der einzige Überlebende.

Die Geschichte habe ich leider nicht persönlich von meinem Ur-Opa gehört, sondern von seinem Enkelkind, meiner Mutter. Er starb zwar erst im hohen Alter von 99 Jahren, trotzdem war ich damals noch zu jung.

Aber jetzt, mit meinen 17 Jahren, denke ich mir:
Wie gern hätte ich ihn gefragt über …
… den Krieg, wie das alles aus seiner Sicht abgelaufen ist, seine politischen Ansichten,
… das Kämpfen an der Front,
… das Leben unter Soldaten
… und was es bedeutet, jeden Tag aufs Neue für das Überleben zu kämpfen,

Meine Großeltern sind alle mitten im 2. Weltkrieg bzw. in der Nachkriegszeit auf die Welt gekommen. Sie haben keine Erinnerung an den Krieg und somit kann ich auch sie nicht dazu befragen. Die einzigen Informationen über den Krieg bekomme ich aus Geschichtsbüchern und sachlichen Texten. Dadurch fühlt es sich an, als wäre der Krieg viel weiter weg als er wirklich ist. Ich habe einfach keinen persönlichen Bezug dazu.
Und da stellt sich die Frage: Ist das Ende des 2. Weltkriegs erst 70 Jahre her oder schon 70 Jahre?

In einigen Jahren wird es leider kaum noch Zeitzeugen geben und dadurch geraten die vergangenen Geschehnisse in Vergessenheit. Wenn mein Ur-Opa nicht überlebt hätte, hätte er keinen Sohn, meinen Opa, bekommen. Ohne ihn würde ich nicht hier stehen und diese Rede halten. Und wenn ich mir das vorstelle, fühlt sich der Krieg für mich näher an als je zuvor!

Wir wissen alle, dass dieses Betroffenheitsgefühl allmählich verschwinden wird. Deswegen müssen wir so wie heute zusammenkommen, Respekt zeigen gegenüber den historischen Ereignissen und gemeinsam aller Kriegsopfer gedenken. Auch müssen wir allen Überlebenden für ihre Tapferkeit und ihren Mut danken, denn ohne sie wären wir nicht hier.
Es ist von Bedeutung für mich, dass die letzten direkten Zeitzeugen langsam gehen. Ich verstehe es als Auftrag für meine Generation, durch das Gedenken an Kriegsopfer und das Hochhalten von Erinnerungen an vergangene Geschehnisse das Bewusstsein für gemeinsame Krisenlösungen zu schärfen.“ 

 

 

 

 

 

 

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