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Friedhofsanlage Frauenkirchen (Burgenland): Lehrer der Mittelschule zu Führung geladen

In Frauenkirchen im Seewinkel befindet sich der so genannte Serbenfriedhof. Dieser entstand während des Ersten Weltkriegs, als in Frauenkirchen, damals noch in Ungarn und daher auch Boldogasszony genannt, ein großes Kriegsgefangenen- und Internierungslager errichtet wurde. Von Anfang an wurden dort Kriegsgefangene aus Serbien und Montenegro, zwischendurch auch aus Russland sowie in weiterer Folge auch aus Italien festgehalten. Mangelhafte hygienische Bedingungen, aber auch die massive Konzentration von Personen auf engstem Raum hatten vornehmlich in den Wintermonaten 1914/15 zu einer Flecktyphus-Epidemie geführt, der viele Gefangene, aber auch einige Soldaten der Wachmannschaft erlagen. Etwa 6.000 Personen sind teilweise in Einzelgräber und teilweise in Schachtgräbern beigesetzt. Gut 95 Prozent dürften serbische Staatsangehörige gewesen sein, dazu kommen 50 Montenegriner, 15 Russen, einzelne Bulgaren, Rumänen, Albaner sowie 50 Italiener. Bei Kriegsende 1918 hatte das Lager Frauenkirchen/Boldogasszony einen Stand von circa 30.000 Gefangenen.

Die Geschichte des Kriegsgefangenen- und Internierungslagers Boldogasszony/Frauenkirchen wurde durch Dr. Herbert  Brettl, einem bekannten burgenländischen Historiker, in einem Buch mit eben diesem Namen akribisch aufgearbeitet. Er war es auch, der nach Rücksprache mit der Landesstelle Burgenland des ÖSK und mit Hilfe des Vereins „Initiative Erinnern Frauenkirchen“ an drei Stellen im Friedhofsareal Informationsboxen aufstellte, aus denen Lehrpersonen, die mit ihren Schülern diesen Teil des ehemaligen Lagers aufsuchen, Täfelchen mit Fragen zur Geschichte in Zusammenhang mit diesem Friedhof herausnehmen und stellen können.

Am 4. Mai trafen sich zwölf Lehrkräfte der Mittelschule Frauenkirchen unter ihrem Direktor Norbert Kappel mit Dr. Herbert Brettl, weiters mit EU-Gemeinderat Mag. Ludwig Zwickl vom Verein „Initiative Erinnern Frauenkirchen“ sowie mit LGF ÖSK Burgenland, Oberst i.R. Wolfgang Wildberger, um sich vor Ort von den Geschehnissen berichten zu lassen. Dabei kam zur Sprache, dass sich ein Besuch der Friedhofsanlage durch die Schüler sehr gut in Verbindung mit einem Schulwandertag arrangieren ließe. Leider begann es zu regnen, kaum dass die Führung begonnen hatte. Daher verzichtete LGF Wolfgang Wildberger auf die dort geplante Verleihung des Ehrenkreuzes des ÖSK an Professor Brettl und verlegte diese im Anschluss in das Rathaus der Stadtgemeinde Frauenkirchen, wobei er von Bürgermeister Josef Ziniel unterstützt wurde. Der dadurch überraschte Dr.Brettl bedankte sich erfreut für diese Anerkennung durch das ÖSK, die vor allem in der akribischen Aufarbeitung des Kriegsgefangenenfriedhofs begründet ist.

„Garten der Erinnerung“
Anschließend führten Dr. Brettl und Mag. Zwickl den LGF zur Gedenkstätte „Garten der Erinnerung“ am Standort der ehemaligen Synagoge von Frauenkirchen. Eine Schirmwand skizziert dort stilistisch die ehemalige Tempelfront. Dahinter befinden sich eine Thorarolle aus Bronze, zum Gedenken an die jüdische Gemeinde, eine Ausgrabungsstätte mit den Fragmenten der ehemaligen barocken Synagoge und den zerbrochenen Säulen, die auf die Zerstörung des Tempels hinweisen, sowie die Tafeln mit den Namen der vertriebenen jüdischen Familien.

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Eingang zum Lager Frauenkirchen im Ersten Weltkrieg
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Der so genannte Serbenfriedhof heute
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Dr. Herbert Brettl bei der Führung der Lehrkräfte der MS Frauenkirchen
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Der Garten der Erinnerung mit der Thorarolle aus Bronze