Anlass genug, der Einladung des Südtiroler Schwarzen Kreuzes unter Präsident Hans Duffek zu folgen. Am Samstag, dem 21. Juni 2025, trafen sich bei herrlichem Wetter auf 2.300 Metern Seehöhe die Vertreter der drei betroffenen Staaten: Neben dem einladenden Präsidenten Duffek, nahmen aus Deutschland der Generalsekretär des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), Dirk Backen, und seitens des Österreichischen Schwarzen Kreuzes (ÖSK) der neue Präsident Stefan Karner und Generalsekretär Thomas Rapatz teil. Ein besonderes Flair beim stimmungsvollen Gedenken und bei der von Franziskanerpater Reinold Romaner zelebrierten Gedenkmesse verbreiteten Abordnungen der Südtiroler Schützen aus Bozen und den Nachbargemeinden in ihren beeindruckenden Trachten. In seiner Predigt betonte Pater Romaner den völkerverbindenden Charakter der Gedenkstätte, die gerade angesichts der angespannten weltpolitischen Lage ein Mahnmal für den Frieden sein soll, dem sich das Schwarze Kreuz und der VDK verpflichtet fühlen. Nach den Kranzniederlegungen folgten Grußansprachen von Präsident Karner und Generalsekretär Backen, die an das vorgegebene Leitmotiv der Gedenkstätte und die Worte des Pfarrers anschlossen. Beide Redner betonten zudem die Notwendigkeit einer zeitgemäßen Adaption der Aufgabenstellungen ihrer Organisationen, einen verstärkten Fokus auf die Jugendarbeit und forcierte gemeinsame Anstrengungen bei der Pflege von Kriegsgräbern. Karner verwies mit Nachdruck darauf, dass die Versöhnung über den Gräbern heute als Gedenkkultur im Rahmen der Friedenserhaltung und Erhalt unseres Wertekanons im vereinten Europa im Vordergrund stehe.
Kurzcharakteristik: Gedenkstätte Pordoi-Pass
Die Deutsche Kriegsgräberstätte Pordoi befindet sich beim Pordoi-Pass in den Dolomiten im italienischen Südtirol. Im Ersten Weltkrieg standen sich in den Dolomiten zwischen 1915 und 1917 österreichisch-ungarische und deutsche Truppen den italienischen Truppen konfrontativ gegenüber. Die hohen Opferzahlen belegen die Beschwerlichkeiten und Grausamkeiten, denen die Soldaten besonders im Gebirgskrieg ausgesetzt waren. Die Soldaten starben nicht ausschließlich durch Kampfhandlungen, sondern vielfach auch durch Eis, Kälte, Schnee und Lawinen.
Die Kriegsgräberstätte am Pordoijoch ist ein direktes Ergebnis des 1937 zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien abgeschlossenen Kriegsgräber-Abkommen. Mit dem Bau der Gedenkstätte wurde noch 1937 begonnen. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 waren die Arbeiten allerdings nicht abgeschlossen und wurden dann eingestellt. 1956 nahm man sie wieder auf, und am 19. September 1959 wurde die Gedenkstätte schließlich eingeweiht.
Die Krypta ist ein achteckiger Bau. Durch je drei schmale Scharten an jeder der Wände fällt Licht ins Innere. In der Mitte steht eine Schale aus Muschelkalk. In der Krypta ruhen 8.582 österreichische und deutsche Gefallene und Tote des Ersten Weltkrieges. Unmittelbar um die Krypta wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine fünf Meter hohe Rundmauer errichtet mit einem Durchmesser von 30 Metern. Im Erdreich einer weiteren äußeren Rundmauer ruhen in einem 8,5 Meter breiten Ring aus Erde und Stein 849 Tote des Zweiten Weltkrieges.
Die Gedenkstätte gilt als mächtige Totenburg und verkörpert im Zentralbau ein national- symbolisches Kapitel der Trauer, atmet in dieser Höhe den stillen Geist in einer christlichen Überformung und stellt insgesamt ein markantes Kriegerdenkmal in den Dolomiten dar.
Musikalisch wurde die Feier von einem Bläserensemble der Blasmusik Bozen festlich und stimmungsvoll umrahmt. An der Pordoi-Grabgedenkstätte bleiben die Versöhnung über den Gräbern und die gemeinsame Friedensarbeit als zentrale Botschaft bestehen.